Im Sommer 1846 kam der 27jährige Wilnaer Organist Stanislaw Moniuszko nach Warschau, um dort die Premiere seines Singspiels ,,Loteria" (Die Lotterie) vorzubereiten. Es war die fünfte ,,Operette" des jungen Polen, und er hatte sie schon vier Jahre in der Schublade liegen gehabt, bevor sich die Gelegenheit bot, sie in der Hauptstadt aufzuführen. Moniuszko war am 5. Mai 1819 in Ubiel im Gouvernement Minsk als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Er hatte seinen ersten Musikunterricht erhalten, als die Familie 1827 für kurze Zeit nach Warschau übersiedelte. Später setzte er seine Ausbildung in Minsk fort und fuhr 1837 nach Berlin zu Carl Friedrich Rungenhagen, dem damaligen Leiter der Singakademie, um bei ihm Komposition zu studieren. 1840 kehrte Moniuszko nach Polen zurück, nahm eine Stellung als Organist an der St.-Jan-Kirche im litauischen Wilna an, gab Klavierstunden und bemühte sich, durch die Komposition von Liedern, Kammermusik, einer Messe und kleinen Bühnenwerken einen Namen zu bekommen. Die Reise nach Warschau brachte Moniuszko neben der erfolgreichen Erstaufführung seines Einakters am 12. November 1846 eine Reihe wertvoller Begegnungen mit Künstlern derHauptstadt, so den Musikern lgnacy Dobrzynski, Otto Kolberg und Jozef Sikorski oder dem jungen Dichter Wlodzimierz Wolski. Der22jährige Wolski hatte kurz zuvor seine Versdichtung ,,Halka" geschrieben, in der er dieGeschichte eines jungen Bauernmädchens erzählt, das einen Adligen liebt, von ihm ein Kind erwartet, sich aber verzweifelt ertränkt, als ihr Geliebter sie hintergeht und eine ,,standesgemäße" Ehe mit der Tochter des königlichen Truchseß eingeht. Moniuszko ließ sich von Wolski den ,,Entwurf eines Librettos" geben und begann ihn nach seiner Rückkehr aus Warschau als zweiaktige Oper einzurichten und zu vertonen. lm Mai 1847 lag der Klavierauszug der ,,Halka" fertig vor, zwei Monate später schickte Moniuszko die ausgearbeitete Partitur an das Warschauer Theater. Die neue Oper wurde ohne Zögern angenommen, die Uraufführung schon für Ende des Jahres ins Auge gefasst, dann aber ohne Angabe von Gründen auf die lange Bank geschoben. Erst zehn Jahre später griff die Theaterdirektion auf das Werk zurück und ließ es einstudieren. Inzwischen hatte Moniuszko die zweiaktige ,,Halka" in Wilna bereits zur Probe aufgeführt, zunächst, nämlich am ersten Januar 1848, konzertant mit Laienkräften, dann, am 28. Februar 1854, in szenischer Form im Wilnaer Theater. Als er im Frühjahr 1857 von den Vorbereitungen zur Warschauer Erstaufführung erfuhr, entschloss er sich zu einer gründlichen Überarbeitung. Denn, so schrieb der jetzt 38jährige Komponist an einen Freund: ,,Zehn Jahre unaufhörlicher eifriger Studien haben meine Erfahrung so weit vertieft, dass ich, als ich diese Oper durchblätterte, es notwendig fand, sie vollständig umzuarbeiten." In einer erweiterten vieraktigen Form ging die ,,Halka" dann am Neujahrstag des Jahres 1858 zum ersten mal über die Bühne des Warschauer Großen Theaters. Der Erfolg beim Publikum und in der Öffentlichkeit war gewaltig. Moniuszkos Oper wurde gefeiert als ein Werk, dessen ,,künstlerischer Wert alles überragt, was wir bisher in unserer nationalen Musik besessen haben". lhr Schöpfer galt nun plötzlich als der bedeutendste Komponist Polens nach Fr6d6ric Chopin, der neun Jahre zuvor in seinem Pariser Exil gestorben war. Noch im selben Jahr wurde Moniuszko die Leitung der Warschauer Oper übertragen, und dank eines Benefizkonzerts zu seinen Gunsten konnte er sich den lang gehegten Wunsch erfüllen, in einer ausgedehnten Auslandsreise einige der berühmten Musiker jener Jahre - so Franz Liszt in Weimar und Bedrich Smetana in Prag - kennenzulernen. In der deutschen ,,Allgemeinen Zeitung für Musik" fasste der junge Hans von Bülow, frisch ernannter preußischer Hofpianist, seinen Bericht über Moniuszko und seine Oper ein einem Satz zusammen: ,,Man kann der polnischen Nation mit gutem Fug zu ihrem gegenwärtigen Liebling gratulieren..." Erfolg und Wirkung der ,,Halka" und die Bedeutung Moniuszkos als erster Vertreter einer polnischen Nationaloper sind nicht völlig zu verstehen ohne einen Blick auf die sozialen und politischen Verhältnisse im damaligen Polen. Das einst mächtige und ausgedehnte König- eich war im Laufe des 18. Jahrhunderts so ohnrächtig geworden, dass die Nachbarstaaten Russland, Preußen und Österreich es in den drei Polnischen Teilungen von 1772, 1793 und 1795 Zug um Zug unter sich aufteilten. Nach den napoleonischen Kriegen wurde die frühere Adelsrepublik als ,,Kongress-Polen" zwar wiederbelebt - aber nur als ein territorial reduziertes Königreich, das in Personalunion vom russischen Zaren mit regiert wurde. Das Fehlen nationaler Souveränität und Freiheit führte, angespornt durch die ParDisc 11 Halka (Oper in 4 Akten) (Gesamtaufnahme)2 Ouvertüre3 Polonaise (1. Akt)4 Terzett5 Rezitativ und Lied des Janusz6 Lied der Halka und Duett7 Chor und Arie des Stolnik8 Mazurka9 Vorspiel (2. Akt)10 Rezitativ und Arie der Halka11 Halka - Jontek12 Finale - Duett - FinaleDisc 21 Vorspiel (3. Akt)2 Chor3 Goralentänze4 Chor5 Finale6 Vorspiel (4. Akt)7 Sextett mit Chor8 Duett Halka und Jantek9 Gebet10 Rezitativ und Kavatine11 Finale
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